SB
= Schreibbüro
DJ
= Daniel Jeandupeux
SB:
Herr
Jeandupeux, es freut uns ganz besonders, dass wir sie heute zur Euro
bei uns im Schreibbüro haben, gleichsam als Gegenstück zur
Expertenrunde des Fernsehen DRS. Apropos, wieso treten sie da nicht
auch einmal auf?
DJ:
Erstens verstehe ich kein Walliser Deutsch, und ich nehme an, die
wollen keine 'Revoluzzer' mehr im Fernsehen, schon gar nicht beim
Fussball.
SB:
Revoluzzer ist ein Stichwort. Sie wurden ja damals als Trainer der
Schweizer Nationalmannschaft vom Volk gestürzt. So wollte es uns
jedenfalls der 'Blick' glauben machen. Ein trauriges Kapitel der
Schweizerischen Lügenpresse. Ich mag mich noch gut an die
Schlagzeile erinnern: 'Das Volk will: Jeandupeux muss weg!'
DJ:
Ich war für den Blick ein Roter und Intellektueller. Nun, für
Ringier ist jeder ein Roter, der imstande ist, einen
zusammenhängenden Gedanken zu formulieren.
SB:
Unabhängig ob sie ein Roter sind, sind sie übrigens einer?
DJ:
Ich gestehe hier nur, einen zusammenhängenden Gedanken formulieren
zu können.
SB:
Obwohl sie nach Frankreich hin orientiert sind, was meinen sie zu den
Deutschen an der Euro?
DJ:
Nun, dort gibt es seit Paul Breitner ganz sicherlich keinen Roten
mehr. Die spielen keinen Fussball, sie vollstrecken ihn. Selbst wenn
sie sich über einen Treffer freuen, wirken sie emotionslos. Für
mich ist vor allem ein Trainer suspekt, der den Kopf nie bewegt.
Haben sie schon einmal den Yugi Löw beobachtet? Er wirkt, wie wenn
er Genickstarre hätte, wie ein Roboter oder Terminator.
SB:
Ist das nicht wegen seinem Toupet? Für mich ist jeder Trainer
verdächtig, der seit 25 Jahren keine Veränderung in seiner Frisur
zeigt. Herr Jeandupeux, vielen Dank für das Gespräch.
Schreibbüro Toni Saller: b-schreiben.ch, Ethnologe, Schreibarbeiter, Ideenbüro und frühpensionierter Informatiker, bschreiben@gmail.com, bschreiben.wordpress.com
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