Sonntag, 3. Juli 2016

Die Vollstrecker

SB = Schreibbüro
DJ = Daniel Jeandupeux

SB: Herr Jeandupeux, es freut uns ganz besonders, dass wir sie heute zur Euro bei uns im Schreibbüro haben, gleichsam als Gegenstück zur Expertenrunde des Fernsehen DRS. Apropos, wieso treten sie da nicht auch einmal auf?

DJ: Erstens verstehe ich kein Walliser Deutsch, und ich nehme an, die wollen keine 'Revoluzzer' mehr im Fernsehen, schon gar nicht beim Fussball.

SB: Revoluzzer ist ein Stichwort. Sie wurden ja damals als Trainer der Schweizer Nationalmannschaft vom Volk gestürzt. So wollte es uns jedenfalls der 'Blick' glauben machen. Ein trauriges Kapitel der Schweizerischen Lügenpresse. Ich mag mich noch gut an die Schlagzeile erinnern: 'Das Volk will: Jeandupeux muss weg!'

DJ: Ich war für den Blick ein Roter und Intellektueller. Nun, für Ringier ist jeder ein Roter, der imstande ist, einen zusammenhängenden Gedanken zu formulieren.

SB: Unabhängig ob sie ein Roter sind, sind sie übrigens einer?

DJ: Ich gestehe hier nur, einen zusammenhängenden Gedanken formulieren zu können.

SB: Obwohl sie nach Frankreich hin orientiert sind, was meinen sie zu den Deutschen an der Euro?

DJ: Nun, dort gibt es seit Paul Breitner ganz sicherlich keinen Roten mehr. Die spielen keinen Fussball, sie vollstrecken ihn. Selbst wenn sie sich über einen Treffer freuen, wirken sie emotionslos. Für mich ist vor allem ein Trainer suspekt, der den Kopf nie bewegt. Haben sie schon einmal den Yugi Löw beobachtet? Er wirkt, wie wenn er Genickstarre hätte, wie ein Roboter oder Terminator.

SB: Ist das nicht wegen seinem Toupet? Für mich ist jeder Trainer verdächtig, der seit 25 Jahren keine Veränderung in seiner Frisur zeigt. Herr Jeandupeux, vielen Dank für das Gespräch.

Schreibbüro Toni Saller: b-schreiben.ch, Ethnologe, Schreibarbeiter, Ideenbüro und frühpensionierter Informatiker, bschreiben@gmail.com, bschreiben.wordpress.com

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