Anlässlich des
2060sten Todestages des römischen Philosophen, Anwalts und
Politikers das Gespräch mit einem Cicero Forscher.
SB:
Schreibbüro
CF:
Cicero Forscher
SB:
Wieso dieser Titel?
CF:
In Anlehnung an den grossen Musiker Miles Davis und sein
epochemachendes Album 'Kind of Blue'.
SB:
Wo genau ist die Verbindung zu Cicero?
CF:
Cicero war Philosoph, und die Philosophen beschäftigen sich vor
allem mit der Wahrheit. Dazu sagte Cicero einmal sinngemäss: Es
gibt keine Wahrheit, es gibt nur eine Art Wahrheit. Das ist eine
epochemachende Erkenntnis, die auch heute noch nicht nur in Zweifel
gezogen, sondern bis aufs Blut bekämpft wird. Insbesondere von den
Religionen beziehungsweise deren Kirchen.
SB:
Sie haben Ethnologie studiert, hat diese Erkenntnis auch in diesem
Studienfach eine Relevanz?
CF:
Eine ganz grosse sogar. Man nennt das in der Ethnologie den
'subjektiven Faktor'. Als Mensch und Forscher hat man eine ganz
persönliche Geschichte, die den individuellen Blick auf das
Forschungsobjekt wesentlich beeinflusst und bestimmt.
Wahrheit
und Objektivität ist also immer relativ zur Person, die sie
formuliert. In die Richtung ist der Ausdruck 'eine Art Wahrheit' zu
verstehen.
Im
verfilmten Buch von Dan Brown, 'Sakrileg', heisst es einmal: 'Das
Auge sieht, was es sehen will.' Das ist auch ein guter Slogan zu dem,
was uns Cicero bereits vor über 2000 Jahren sagte.
SB:
Zum Glück haben sich ein paar Büchernarren Ende des Mittelalters
auf die Suche nach antiken Schriften gemacht und wenigstens einen
Bruchteil davon erhalten können.
CF:
In diesem Zusammenhang möchte ich das Buch von Stephen Greenblatt
erwähnen: 'Die Wende', 'Wie die Renaissance begann'. Es beschreibt
auf anregende Weise die Geschichte der Wiederentdeckung von Lukrez
'De rerum natura', in dem dieser die Theorie des Atomismus zu einer
wunderbaren Vorstellung des Universums gestaltete.
SB:
Eine Art Wahrheit, die im 20.Jahrhundert wieder einmal zu der
Wahrheit wurde.
CF:
Ja, ich glaube wir sind erkenntnistheoretisch immer noch weit hinter
dem Altertum zurück. Wir wollen 'ums Verrecken' die
Wahrheit erkennen!
Schreibbüro Toni Saller: b-schreiben.ch, bschreiben@gmail.com, bschreiben.wordpress.com, tonisaller@hotmail.com
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