Sonntag, 30. Juli 2017

Kind of truth


Anlässlich des 2060sten Todestages des römischen Philosophen, Anwalts und Politikers das Gespräch mit einem Cicero Forscher.


SB: Schreibbüro
CF: Cicero Forscher

SB: Wieso dieser Titel?

CF: In Anlehnung an den grossen Musiker Miles Davis und sein epochemachendes Album 'Kind of Blue'.

SB: Wo genau ist die Verbindung zu Cicero?

CF: Cicero war Philosoph, und die Philosophen beschäftigen sich vor allem mit der Wahrheit. Dazu sagte Cicero einmal sinngemäss: Es gibt keine Wahrheit, es gibt nur eine Art Wahrheit. Das ist eine epochemachende Erkenntnis, die auch heute noch nicht nur in Zweifel gezogen, sondern bis aufs Blut bekämpft wird. Insbesondere von den Religionen beziehungsweise deren Kirchen.

SB: Sie haben Ethnologie studiert, hat diese Erkenntnis auch in diesem Studienfach eine Relevanz?

CF: Eine ganz grosse sogar. Man nennt das in der Ethnologie den 'subjektiven Faktor'. Als Mensch und Forscher hat man eine ganz persönliche Geschichte, die den individuellen Blick auf das Forschungsobjekt wesentlich beeinflusst und bestimmt.
Wahrheit und Objektivität ist also immer relativ zur Person, die sie formuliert. In die Richtung ist der Ausdruck 'eine Art Wahrheit' zu verstehen.
Im verfilmten Buch von Dan Brown, 'Sakrileg', heisst es einmal: 'Das Auge sieht, was es sehen will.' Das ist auch ein guter Slogan zu dem, was uns Cicero bereits vor über 2000 Jahren sagte.

SB: Zum Glück haben sich ein paar Büchernarren Ende des Mittelalters auf die Suche nach antiken Schriften gemacht und wenigstens einen Bruchteil davon erhalten können.

CF: In diesem Zusammenhang möchte ich das Buch von Stephen Greenblatt erwähnen: 'Die Wende', 'Wie die Renaissance begann'. Es beschreibt auf anregende Weise die Geschichte der Wiederentdeckung von Lukrez 'De rerum natura', in dem dieser die Theorie des Atomismus zu einer wunderbaren Vorstellung des Universums gestaltete.

SB: Eine Art Wahrheit, die im 20.Jahrhundert wieder einmal zu der Wahrheit wurde.

CF: Ja, ich glaube wir sind erkenntnistheoretisch immer noch weit hinter dem Altertum zurück. Wir wollen 'ums Verrecken' die Wahrheit erkennen!

Schreibbüro Toni Saller: b-schreiben.ch, bschreiben@gmail.com, bschreiben.wordpress.com, tonisaller@hotmail.com

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