Es
war im Jahr 1978 als ein junger talentierter Student der Ethnologe
aufbrach, um vor, während und nach der Fußball WM in Argentinien
diese Spiel zu verstehen. Wieso so weit weg, das könnte man doch
überall auf der Welt, auch in Albisrieden, dem kleinbürgerlichen
Vorort von Zürich, wo er herkommt und immer herkommen wird. Es hat
noch andere Gründe, dass er weg will. Aus der noch größeren Enge
eines nicht existenten Protestantismus, aus der Frustration, nie mit
dem anderen Geschlecht den Kontakt gehabt zu haben, bei dem man sich
als Mann fühlen könnte. Er wäre auch gerne nach Mexiko, doch die
berühmte Forschung war bereits vorbei, und die zweite noch in
einiger Entfernung. Und Fußball interessierte ihn, in erster Linie
nicht als Wissenschaftler sondern als Mittelstürmer. Er schoss viele
Tore, war beliebt im Quartier und das gab ihm den für diese Umgebung
nötigen Überlebenswillen. Doch ganz alleine die Reise in eine von
einer Diktatur terrorisierten Gesellschaft, deren Sprache er mehr
schlecht als recht zu verstehen vermochte.
Die
6 Monate Argentinien ergaben schlussendlich keine Arbeit für eine
Universität, einige lachten ihn sogar aus, Fußballethnologie sei
doch nichts, nichts seriöses, das an eine Universität gehöre. Es
blieb ein Abenteuer, jetzt im nachhinein natürlich interessant,
beinahe romanisch. Die erste Bleibe oder Absteige war so klein, dass
er die Türe des Zimmers nur einen Spalt weit öffnen konnte, da sie
an das Bett stiess. Er hatte genau eine Adresse, die Eltern eines
Argentiniers, den er in der Schweiz 2 Wochen vor seiner Abreise
kennen lernte. In seiner Verzweiflung ging er da vorbei, wurde gut
aufgenommen und schlief da etwa zwei Wochen auf dem Boden im
Wohnzimmer. Er erinnert sich an den Namen des kleinen Hundes, der in
der ganzen Wohnung herum pisste, 'Randall'. Die Eltern waren nett,
besorgt um den Sohn, der seine Hippie Zeit in der Schweiz verbrachte.
Die Tochter war seriöser, dachte bereits früh an ihre Zukunft und
war liiert mit dem Sohn eines Fabrikbesitzers. Eine Fabrik, die unter
anderem auch die Uniformen fürs Militär fabrizierte. Man weiß, das
Militär war damals an der Macht, unantastbar, selbst die WM wurde
nicht boykottiert, von niemandem, nicht wie später die Olympischen
Spiele in weniger brutalen Ländern. Der Sohn hatte ein Büro in der
Fabrik, war rundlich, unsportlich und ich sag mal salopp auch nicht
der hellste! Er organisierte die Fabrikmannschaft, in der er sich
selber als Torhüter aufstellte weil er sich da nicht nicht groß
bewegen musste. Er war auch nicht der größte und liess viele faule
Eier in seinen Kasten. Da er auf dem Höhepunkt meiner bescheidene
Fußballkunst war, wurde ich sogar als Nummer 9 aufgestellt. Nachdem
er aber einmal einen relativ sicheren Treffer vergab wurde er als
Nummer 4 zum vorderen Verteidiger strafversetzt. Nach den Spielen
gab es ausgiebige Essen. Alles gesponsert von Gustavo, denn niemand
hätte sich solche Essen leisten können. Beim einem Assado kam eine
junge Schönheit auf ihn zu und fragte nach Feuer für ihre
Zigarette. Brav und wohlerzogen gab er ihr das Feuer, und wünschte
sich lange Zeit, dass er nicht so wohlerzogen durch die Welt zu gehen
hatte. Er hätte durch etwas mehr Selbstvertrauen sein Dasein
einigermaßen positive gestalten können. So blieben die schönsten
Momente jene , an denen er jeweils Samstag eine einfache Familie in
'Pompeja' einem Vorort von Buenos Aires besuchte. Der Vater arbeitete
für Gustavos Fabrik, machte alles für den Dono und verdiente knapp
sein Überleben. Die Mutter machte die beste Pizza die er je genießen
durfte. Er spiele mit den beiden Jungs auf einem Turnplatz, schenkte
ihnen seine Fußballleibchen, die er Jahre zuvor bei einer Reise nach
London erstanden hatte, Manu, Cristal Palace, Arsenal und sein dmals
liebstes, Chelsea, weil es ein schönes Blau war, das ihn ans
Mittelmeer erinnerte. Mit seinem wenigen Geld brachte er dem Vater
jeweils einige Packete 4370, eine billigen Zigarettenmarke die er
selber zu rauchen begann. Er hatte nur wenig Geld, wollte aus Stolz
seine seine Eltern auch nicht mehr bitten. Die Zigaretten und ein
einfaches Mittagessen im 'Circulo Catoloco' erwirschaftete er mit
einer Arbeit, die ihm Gustavo vermittelte. Ein jüdischer Tuchhändler
verkaufte Stoffe an Grossisten aus dem Land. Sie kamen zu ihm in den
vollgestopften Laden und er musste ihre ausgewählte Ware in selber
fabrizierte Säcke füllen. Mit einem indianischen Kumpel verbrachte
er viele Abende. Dieser spielte traurige Tangos auf einer akustischen
Gitarre, was absolut zur Situation der Beiden passte.
Schreibbüro Toni Saller: b-schreiben.ch, Ethnologe, Schreibarbeiter, Ideenbüro und frühpensionierter Informatiker, bschreiben@gmail.com, bschreiben.wordpress.com
Ich habe spass gehabt:) Que pena que vc nao quer escrever em Portugues:/
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